Adipositaslager für Kinder zurück


Definition

„Adipositaslager für Kinder“ sind Lager für übergewichtige Kinder und Jugendliche. Die Schwerpunkte im Lager sind Sport und Bewegung im Alltag, zudem arbeiten die Kinder an ihrem Ernährungsverhalten. Teilweise werden ergänzend soziale Probleme aufgegriffen, die Bewältigung von Stress und Konflikten verbessert und das Selbstvertrauen der Teilnehmenden gestärkt.

Herkunft

In den letzten 20 Jahren haben in der Schweiz, wie in der übrigen Welt, Übergewicht und Adipositas bei Kindern stark zugenommen. 2004 waren in der Schweiz unter den Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren rund 19 Prozent der Mädchen und 16 Prozent der Knaben übergewichtig. Übergewicht und Adipositas sind gesellschaftspolitisch ein sehr relevantes Thema. Der Zürcher Regierungsrat beispielsweise setzte sich daher für die Legislaturperiode von 2007 bis 2011 das Ziel, den Anteil der Bevölkerung mit Adipositas, d.h. einem Body Mass Index (BMI) von über 30, durch verschiedene Massnahmen in den Bereichen Sport, Ernährung, Bildung etc. zu stabilisieren. In diesem Rahmen wurde das Programm „Leichter leben“ entwickelt, welches 30 Projekte umfasst, die der Bevölkerung des Kantons Zürich helfen sollen, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen. Zu den „Leichter leben“-Projekten gehört das Zürcher Adipositas Camp für Kinder (ZACK), das zusammen mit dem Fachverband für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (akj) konzipiert wurde. Erstmals fand das Lager im April 2009 statt.

Grundlagen

In Adipositaslagern können die Kinder zusammen mit anderen übergewichtigen Kindern Sport treiben und müssen sich dabei nicht mit schlankeren, sportlicheren Kindern vergleichen. So kann den Kindern zu Erfolgserlebnissen im Sport verholfen werden. Durch die Teilnahme an einem Lager werden sie zudem aus ihrem gewohnten Lebensumfeld und ihren Gewohnheiten herausgerissen. Dadurch ist es möglich, intensiv mit den Kindern zu arbeiten und sie einen gesunden Lebensstil leben zu lassen. Nach der Teilnahme an einem Lager besteht die grösste Schwierigkeit darin, zu verhindern, dass die Kinder wieder in den Alltag und somit in ihre gewohnten Bewegungs- und Ernährungsmuster zurückfallen. Da die Eltern in beiden Bereichen grossen Einfluss auf ihre Kinder ausüben, ist es ein wichtiges Grundprinzip von Adipositaslagern, auch die Eltern in irgendeiner Form einzubeziehen.

Für die Durchführung von Adipositaslagern werden verschiedene Kriterien und Prinzipien berücksichtigt: Bei der Auswahl der Lagerunterkunft beispielsweise achtet man darauf, dass das Haus zur alleinigen Benutzung zur Verfügung steht, dass man zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr Sportanlagen erreichen kann, dass keine Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe vorhanden sind und dass sich das Haus am Dorfrand befindet. Auf das Vermitteln von theoretischem Wissen sowie das Belehren der Kinder soll so weit wie möglich verzichtet werden, stattdessen sollen die Kinder aktiv einen gesunden Lebensstil erleben.

Vorrangiges Ziel des sportlichen Teils solcher Programme ist es, bei den Kindern Spass und Freude an der Bewegung zu wecken und den Sport mit positiven Gefühlen und Erlebnissen zu assoziieren. Ausserdem soll die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert und die Kinder dazu motiviert werden, sich auch später im Alltag zu bewegen. Entsprechend werden Trainingsübungen und Sportarten gezeigt, welche auch zu Hause bzw. in der Freizeit ausgeführt werden können. Im Bereich Ernährung wird angestrebt, den Kindern Wissen über gesundes Essen zu vermitteln, ihre Kompetenzen bei der Zubereitung von Speisen zu erhöhen und sie dafür zu sensibilisieren, bewusst zu essen. Wie auch im Bereich Bewegung ist es wichtig, den Transfer in den Alltag zu gewährleisten.

Insgesamt haben Adipositaslager zum Ziel, Ernährungs- und Bewegungsmuster der Kinder nachhaltig zu verändern und bei ihnen eine positive Einstellung zum eigenen Körper zu wecken.

Verwendete Technik

In Adipositaslagern betreiben die Kinder im Allgemeinen mindestens vier Stunden Sport täglich und trainieren dabei Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit, Körperwahrnehmung sowie Stabilität zur Entlastung der Gelenke. Zu den Aktivitäten gehören beispielsweise Schwimmen, Fahrradfahren oder Wandern, wobei bei letzteren darauf geachtet wird, dass jeweils keine grossen Höhendifferenzen überwunden werden müssen. Zudem können Spielturniere in Sportarten wie Basketball, Fussball oder Unihockey durchgeführt werden. Die Bewegung im Alltag wird beispielsweise dadurch gefördert, dass während des Lagers so oft wie möglich zu Fuss gegangen wird.

Zur Schulung der gesunden Ernährung können kleine Gruppen gebildet werden, in denen die Kinder einen Tag lang für die Zubereitung der Mahlzeiten zuständig sind, d.h. sie kochen zusammen mit einer Ernährungsfachperson Mittag- und Abendessen und kaufen die benötigten Zutaten gemeinsam ein. Zudem werden sie an diesem Tag durch die Ernährungsfachperson in gesunder Ernährung unterrichtet.

Es gibt viele unterschiedliche Lager oder wöchentliche Kurse, die darauf abzielen, übergewichtige Kinder in den Bereichen Ernährung und Bewegung zu schulen und sie zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren.


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